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Pilze
Der Pilz, was ist das eigentlich?
Autor: Markus   Datum: 03.10.2004 - 10:41   Ansichten 5135  
Kategorie: Lebensmittelkunde   Typ: Info

Berwertung: 10/10, 3 Stimme(n) [Bewerte Artikel]
Anklicken zum VergrößernIm allgemeinen Sprachgebrauch werden als Pilze nur die sichtbaren Fruchtkörper bezeichnet. Der eigentliche Pilz ist jedoch das feine, fadenförmige, meist unsichtbare Geflecht (Myzel) im Boden oder bei Baumpilzen im Holz.
Die Lehre von den Pilzen nennt man Mykologie. Sie begann mit E. M. Fries, Persoon und de Bary und emanzipierte sich von der Botanik. Wie in anderen Gebieten der Biologie werden in der Systematik der Pilze immer mehr Methoden aus der Molekularbiologie eingesetzt, z. B. die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) oder die DNA-Sequenzanalyse.

Pilze (Fungi) bilden ein eigenes Reich innerhalb der Domäne der Eukaryoten (Lebewesen mit Zellkern und Cytoskelett), das Pilzreich (Funga). Traditionell in der Biologie zu den Pflanzen gezählt, gelten sie heute als näher mit den Tieren verwandt.
Die Zellwände der Pilze bestehen, genau wie bei Insekten, aus Chitin. Die Zellwände der Pflanzen dagegen bestehen aus Zellulose. Außerdem besitzen Pilze kein Chlorophyll und können deshalb nicht, wie die Pflanzen, aus dem Licht Kohlendioxid und Zucker herzustellen.
Pilze können Einzeller oder Mehrzeller (z.B. Speisepilze) sein.
Von den einzelligen Pilzen ist die Hefe der bekannteste Nutzpilz. Aber auch Penicillin und Lentinan (ein von der japanischen Gesundheitsbehörde offiziell empfohlenes Medikament zur Behandlung von einigen Krebsarten) wird aus einem Pilz gewonnen. Zudem spielen viele Pilzarten beim Reifeprozess von Milchprodukten und der Erzeugung edelsüßer Weine eine große Rolle. Die Botrytis Cinerea (Erreger des Grauschimmels) z.B. legen sich bei herbstlich kühlfeuchtem Wetter als Edelfäule auf die Haut von Beeren, durchlöchern diese und sorgen durch austretendes Wasser indirekt für eine Aufkonzentration von Zucker in den Beeren.
Die Nutzung von Pilzen für medizinische Zwecke begann anfang des 20. Jahrhunderts und vor einigen 1000 Jahren verwendeten Indianer Pilze als Rauschmittel.

Pilze sind bereits seit Jahrtausenden fester Bestandteil des Speiseplanes vieler Völker. Wobei für einige Völkergruppen (wie z.B. die Engländer) die Giftigkeit einzelner Arten zum Anlass nehmen, den Pilzen generell skeptisch gegenüber zu stehen.
Dafür besteht jedoch kein Grund!
Von den, weit über 5000, bekannten mitteleuropäischen Arten sind nur ca. 150 als Giftpilze identifiziert. Davon wiederum wirkt nur eine gute handvoll teilweise tödlich. So ist der Grüne Knollenblätterpilz (Amanita phalloides) für 90 % der Vergiftungen mit Todesfolge verantwortlich. Bereits 60 Gramm des frischen Pilzes sind für einen Erwachsenen tödlich. Während anfangs des Jahrhunderts noch nahezu jede Vergiftung mit ihm den sicheren Tod bedeutete, ist heute dank Früherkennung und Intensivtherapie die Mortalität auf ca. 10-15 % gesunken. Schnelles Handeln ist hierbei besonders wichtig, da die ersten Symptome erst nach 8-24 Stunden auftreten und dann das Gift sein tödliches Werk schon fast vollendet hat.
Ein anderer, ebenfalls sehr gefährlicher Giftpilz macht sich erst 2-17 Tage nach der verhängnisvollen Mahlzeit bemerkbar, so dass oftmals der Zusammenhang zwischen der Erkrankung und dem Pilzgericht nicht einfach herzustellen ist. Hierbei handelt es sich um den Orangefuchsigen Schleierling (Cortinarius orellanus) und dessen Verwandte. Deren lebensgefährliche Giftigkeit erst 1957 entdeckt wurde, als es in Polen zu einer rätselhaften Massenerkrankung mit vielen Toten kam. Das Gift zerstört die Nieren, weshalb heute durch eine eventuelle Transplantation das Leben des Patienten gerettet werden kann.

Die giftigen Arten werden aber durch die Vielzahl der guten Speisepilze mehr als aufgewogen und wer aus Angst vor Vergiftungen auf den Genuss von Wildpilzen verzichtet, dem entgehen ganze Geschmackswelten!!!

Viele Pilzarten pflanzen sich sexuell durch Sporen fort. Die in Wald und Wiese aus dem Boden 'schießenden' Pilze stellen die Fruchtkörper der unter dem Boden ausgedehnten Pilzorganismen dar, von denen die Pilzsporen abgesondert werden. Einige machen sich den Sexualtrieb der Tiere zunutze, in dem diese unterirdisch wachsenden Pilze Sexuallockstoffe produzieren und die Tiere anlocken. Diese graben die Knollen dann aus und fressen sie (Da die Pheromone der Menschen und Tiere teilweise ähnlich sind, wurden solche Arten auch als Aphrodisiakum benutzt).
Es gibt jedoch auch andere Vermehrungsstrategien.
So schiesst der nur wenige Millimeter grosse Kugelschneller eine senfkorngrosse Sporenkugel mit hörbarem Knall mehrere Meter weit durch die Luft.
Die bekannten Stäublinge bilden im Inneren einer Gewebehülle eine riesige Menge an Sporen aus. Tritt nun ein Tier oder Mensch auf den Pilz, so entlässt dieser eine grosse Sporenwolke, die vom Wind aufgenommen und verbreitet wird.
Andere lassen die Sporen einfach fallen um sie, ebenfalls vom Wind, verfrachten zu lassen.

Das Myzel einer Hallimaschart (Armillaria ostoyae, in Amerika Honey Mushroom genannt) im Malheur National Forest ist mit einer Ausdehnung von 900 Hektar und 2400 Jahren das größte und älteste bekannte Lebewesen der Erde.

Ps.:
In unserer Linkliste findest du einige Interessante Seiten mit weiterführenden Informationen zu Pilzen und in unseren Foren jede menge leckere Pilzrezepte. Smile
  
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